Perchten & Perchtenläufe:
Das heidnische Erbe Salzburgs

In Salzburg haben die Menschen stets ihre alten Bräuche bewahrt. Vor allem die zahllosen Bergdörfern, die Sie im Süden des Bundeslandes finden, waren oft nur schwer zugänglich und sind entsprechend besonders ursprünglich und traditionell. Viel von Salzburgs Brauchtum geht auf vorchristliche Zeit zurück, wurde später in katholische Traditionen eingebettet und noch heute praktiziert. Zu diesen einst heidnischen Bräuchen gehören auch die Perchten.
Perchten
Dem Volksglauben nach gibt es zahlreiche Geister und Dämonen, die vor allem in der Dunkelheit durch die Welt ziehen. Die Nächte im Winter, vor allem um im Mittwinter, seien für diese Geister und Dämonen besonders geeignet - so der tief verwurzelte Glaube an die Perchten. Die Ursprünge dieses Glaubens liegen wahrscheinlich in einer Gruppe germanischer Traditionen, die auf einer weiblichen Gottheit aufbauten. In der Religion unserer Vorfahren war Frau Perchta eine dämonische Schöpferin, die halb Gott, halb Mensch war.
Sie erschien gegen Ende des alten Jahres und zu Beginn des neuen Jahres, begleitet von bösen Kreaturen, die ihre dienten. Frau Perchta wachte über die Menschen und schützte sie vor den bösen Dämonen; allerdings bestraft sie auch und greift auch dafür auf ihre bösen Geister zurück.
Perchtentraditionen im Barock
Im 16. Jahrhundert wurde der Name Perchta auch auf die Begleitdämonen übertragen. Schon damals gab es Umzüge von jungen Männern, die mit Ruß und hölzernen Masken verkleidet in der Dunkelheit von Haus zu Haus zogen um ihrerseits böse Geister zu vertreiben. Wenig überraschend stieß der Brauch bei der katholischen Kirche auf keine Gegenliebe. Im 17. und 18. Jahrhundert versuchten die Salzburger Fürst Erzbischöfe, die heidnischen Perchten zu verbieten - vor allem in den Gebirgsregionen war das von wenig Erfolg gekrönt.
Im 19. Jahrhundert sah Salzburg seine Säkularisierung und das Aufkommen des Fremdenverkehrs. Das ließ auch die Perchtentraditionen nicht unbeeinflusst: Perchtenläufe entwickelten sich in abgewandelter Form. In dieser Form einer Prozession sind sie heute weit verbreitet. Originale Perchtentraditionen haben dagegen nur im Gasteinertal, in Altenmarkt und St. Johann im Pongau überlebt.
Perchtenmasken
Die Masken der Perchten sind aus Holz und folgen Archetypen von Tieren, nicht unähnlich den Totems nordamerikanischer Indianer. Beliebt sind Tiere der Stärke, beispielsweise Wolf, Bär oder Adler. Sie alle werden mit gewaltigen Klauen, Reißzähnen und Hörnern ausgestattet, um die Seelen von Verdammten aufzuspießen. In manchen Regionen, wie beispielsweise dem Gasteinertal, haben Perchten außerdem keine Ohren - damit sie die Schreie und das Wehklagen ihrer Opfer nicht hören müssen.
Ein Symbol der Perchten sind die Pferde- oder Kuhschwänze, mit denen sie auf Besucher eindreschen. Gewaltige Schellen an breiten Ledergürteln ergänzen das Schreckensbild mit der nötigen Geräuschkulisse.
Die verschiedenen Arten von Perchten
Es gibt zahlreiche verschiedenen Bräuche in Salzburg, die in die Kategorie "Perchten" fallen. Sie konzentrieren sich vor allem auf die alpinen Regionen des Bundeslandes. Die oben beschriebenen Schiachperchten heben sich dabei von den Schönperchten ab. Während die Schiachperchten (die übrigens viel weiter verbreitet und beliebter sind) das Böse verkörpern, sollen die Schiachperchten eben diese bösen Geister vertreiben.
Die wohl bekanntesten Schönperchten sind die Tresterer aus dem Pinzgau, die Schnabelperchten aus Rauris, die Wilde Jagd vom Untersberg und die Glöckler aus dem Salzkammergut. Sie tragen ebenfalls riesige Masken mit heidnischen Symbolen und Tierarchetypen. Nach dem Volksglauben sollen sie die Dunkelheit vertreiben und Fruchtbarkeit verbreiten.
Nikolaus & Krampus
Traditionell geht St. Nikolaus am 5. und 6. Dezember von Haus zu Haus und bringt Gaben für die braven Kinder - sowie eine Bestrafung für die nicht so brave Minderheit. Der Nikolaus wird zu diesem Zweck meist vom Krampus begleitet, der für die Bestrafungsmaßnahmen verantwortlich ist. St. Nikolaus ist dabei eine christliche Figur, ein Heiliger, der in Kleinasien lebte und Bischof war (entsprechend bischöflich ist er auch dargestellt). Der historische Nikolaus war für seine Mildtätigkeit bekannt und wurde so zum Schutzpatron der Sämänner, Kinder und Alten.
Die Figur des Krampus ist dagegen heidnischen Ursprungs. Ähnlich zu den Perchten sollte auch der Krampus ursprünglich die bösen Geister des Winters vertreiben. Auch der Krampus war einst in ganz Österreich weit verbreitet und dann Opfer der katholischen Kirche. Während der Zeit der Inquisition wurde das Tragen von Krampusmasken gar unter die Todesstrafe gestellt. Daher überlebte das Krampusbrauchtum nur in besonders abgelegenen Gebirgstälern. Heute sind die Grenzen zwischen Krampus und Perchten oft fließend.
Perchtenläufe als Touristenattraktion: Wann & Wo
Perchtenbrauchtum konzentrierte sich traditionell auf vier Nächte im Jahr, die Raunächte. Diese sind die Thomasnacht (21. Dezember), die Christnacht (24. Dezember), die Nacht zu Silvester und die Nacht vor dem Dreikönigstag (5. Januar). In den Regionen, wo noch authentische Perchtenprozessionen stattfinden, ist das noch heute so. Die größten Zentren für Schönperchten und Schiachperchten sind Bad Gastein, Altenmarkt, St. Johann und Bischofshofen.
Perchtenläufe, die in der Tradition von touristischen Großveranstaltungen stehen, gibt es seit dem 19. Jahrhundert. Sie erfreuen sich vor allem nördlich der Alpen großer Beliebtheit. Die größten davon sind mit dem Krampusbrauchtum vermischt und finden um den 5. Dezember herum statt. Die größten Perchtenläufe sind jene von Henndorf, Oberndorf, Neumarkt, Maxglan und die rund um den Salzburger Christkindlmarkt. Es gibt aber auch viele kleinere Perchtenläufe, die ebenfalls interessant sein können.
Links
http://de.wikipedia.org/wiki/Perchten
Perchten auf Wikipedia
http://www.perchten.at/
Perchtengruppen in Österreich
http://www.gasteinerperchten.com/
Gasteiner Perchten online
zurück zu "Allgemeine
Infos"