Die Salzburger Festspiele

Feste waren in Salzburg schon seit eh und je eine wichtige Angelegenheit: Vom Mittelalter mit seinen lehrhaften Mysterienspielen bis zu den Kostümbällen des Barock wurde die Mozartstadt von katholischer Opulenz und natürlich auch vom Wohlstand der Fürst Erzbischöfe geprägt. Erst Fürst Erzbischof Hieronymus Colloredo beendete diese Tradition, indem er Ende des 18. Jahrhunderts mehrere große Feste in Salzburg verbieten ließ.

Nach der Säkularisierung des Fürstentums und dem Anschluss an das Habsburgerreich lag Salzburg wirtschaftlich danieder. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erholte sich die Stadt wieder, nicht zuletzt wegen des Aufkommenden Tourismus. Die Stadt besann sich ihrer Verkaufsargumente. Und ganz oben auf der Liste stand natürlich: Wolfgang Amadeus Mozart und die Klassische Musik. Optimale Bedingungen für große Festspiele, die touristenfreundlich im Sommer stattfinden sollten - die Salzburger Festspiele eben. Dennoch sollte es noch einige Jahre dauern, bis die Idee konkrete Gestalt annahm.

Gründung der Festspiele

Zum 100. Jahrestag von Mozarts Oper "Don Giovanni" im Jahr 1887 beschwerte sich der Dirigent Hans Richter öffentlich über das Versagen der Stadt Salzburg, das musikalische Erbe von Mozart zu bewahren. Er schlug vor, jedes Jahr Festspiele zu Ehren Mozarts abzuhalten. Als Idee schwirrten die Salzburger Festspiele in unterschiedlichen Formen dann länger herum, ehe sie zwei Aristokraten aus Wien aufgriffen.

Hugo von Hoffmannsthal und Max Reinhard stammten aus dem jüdischen Großbürgertum der Hauptstadt und waren im Literatur- und Theaterbetrieb schon ab dem frühen 20. Jahrhundert hoch angesehen. Sie griffen die Idee der Salzburger Festspiele im Jahr 1919 auf und formulierten sie als "Oper und Schauspiel und von beidem das Beste" - also Salzburger Festspiele als eine exklusive, extrem hochwertige Veranstaltung. Schon ein Jahr später, nämlich am 22. August 1920, wurde das Stück "Jedermann" am Domplatz erstmals aufgeführt. Damit spannten Hoffmannsthal und Reinhard einen Bogen zu den eingangs erwähnten Mysterienspielen des Mittelalters.

Die ersten Jahre der Festspiele

Die ersten Jahre der Salzburger Festspiele waren geprägt von Bemühungen, Geld für den Bau eines Festspielhauses in Hellbrunn zu sammeln. Die barocke Kulisse wäre den Betreibern der Festspiele ideal für ihr Projekt erschienen. Die Inflation und wirtschaftliche Not dieser Zeit verhinderten den Bau lange Zeit.

Erst Mitte der 1920er Jahre konnte das spätere Kleine Festspielhaus gebaut werden. In den ersten Jahren konzentrierten sich die Salzburger Festspiele aus Kostengründen auch auf das billigere Schauspiel, erst nach und nach konnten sie eine Reputation für Oper aufbauen.

Dennoch gelang es den Festspieldirektoren rasch, Kooperationen mit der Wiener Staatsoper zu etablieren. Die guten Kontakte von Hoffmannsthal und Reinhard erlaubten ihnen, Größen wie Wilhelm Furtwängler, Arturo Toscanini oder Karl Boehm nach Salzburg zu holen.

Die Festspiele & die Nazis

Als die Salzburger Festspiele endlich international wahrgenommen wurden, traf sie die Weltwirtschaftskrise von 1929. Besonders düster wurde es nach 1933, als die Nazis in Deutschland die Macht ergriffen und schnell ihren Anspruch auf Österreich verdeutlichten. Die "1000 Mark Sperre" war eine Wirtschaftssanktion, die durch eine extrem hohe Ausreisesteuer für Deutsche nach Österreich den Tourismus aus diesem Land praktisch über Nacht zum Erliegen brachte. Sie wurde erst nach drei Jahren 1936 wieder aufgehoben.

Zu diesem Zeitpunkt war zumindest den Stadtvätern von Salzburg die Bedeutung der Festspiele bewusst geworden. Stadt und Land Salzburg brachten große Summen auf, um die Festspiele zu erhalten. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 schlitterten die Salzburger Festspiele in eine veritable Krise. Das hatte mehrere Ursachen: Viele Künstler waren jüdischer Abstammung oder praktizierende Juden und wurden im besten Fall vertrieben (so auch Max Reinhard und Hugo von Hoffmannsthal); das Deutsche Reich war ein Pariastaat, was den Fremdenverkehr meistens nicht fördert; und Hitler bevorzugte die Wagneranischen Festspiele in Bayreuth.

Dennoch bestanden die Salzburger Festspiele ununterbrochen fort, und zwar auch während des Krieges. Schon wenige Wochen nach Kriegsende - mehr als 40 Prozent aller Häuser in Salzburg waren beschädigt, oft komplett zerstört und die Stadt voll mit Flüchtlingen aus dem Osten - wurden die Festspiele mit Hilfe der US Besatzer abgehalten.

Salzburger Festspiele in der Nachkriegszeit

Im Jahr 1946 wurde Oscar Fritz Schuh ein prägender Regisseur der Salzburger Festspiele. Er sollte eine legendäre Figur der Veranstaltung werden und stand den Festspielen bis 1970 bei insgesamt 30 Produktionen zur Verfügung. Er betonte die Bedeutung zeitgenössischer Werke und arrangierte Opern wie Gottfried von Einems "Danons Tod". Eine neue Richtung der Festspiele wurde damit eingeschlagen.

Im Jahr 1956 wurde der einheimische Stardirigent Herbert von Karajan der künstlerische Leiter der Salzburger Festspiele. Die Bedeutung Karajans ist extrem hoch - Salzburger witzeln in dieser Hinsicht immer gerne, Mozart sei in Karajans Geburtsstadt aufgewachsen. Karajan war progressiv, aggressiv, ein Mann des Jetset und ließ Gefühle für und gegen ihn hochgehen. Er behielt seinen Posten bis zu seinem Tod im Jahr 1989 und prägte die Salzburger Festspiele der Nachkriegszeit wie kein anderer.

Die Ära Karajan

Im Jahr 1956 wurde das Große Festspielhaus eröffnet. Karajan verweigerte der Mozartmafia die Gefolgschaft und eröffnete das Haus mit Richard Strauss′ "Der Rosenkavalier". Eine Großtat in einer Stadt, die sonst voll in Mozart aufgeht - und in jener Dekadenz, die im Rosenkavalier angeprangert wird.

Karajan verschob den Fokus der Salzburger Festspiele auch vom Schauspiel auf Oper und Konzert, die Wiener Philharmonika wurden fester Bestandteil. Nach dem Tode Karajans übernahm der Belgier Gerard Mortier seine Funktion. Er öffnete die Festspiele für Studenten und junge Menschen durch verschiedene Aktionskarten; insgesamt wurden die Salzburger Festspiele unter seiner Führung offener und inklusiver. Beliebt bei Künstlern und Angestellten der Festspiele wurde ihm im Gegensatz zu Karajan die Progressivität von Publikum und Funktionären nicht vergeben. Heute ist Peter Ruzicka der Direktor der Festspiele.

Jedermann: Der Klassiker der Festspiele

Das Stück "Jedermann" machte 1920 den Auftakt zu den ersten Salzburger Festspiele und ist seither eine Institution geworden. Gespielt wird das Stück bei Schönwetter auf dem Domplatz, so dass die barocke Fassade des Doms in die Bühne integriert wird. Viele berühmte Schauspieler wirkten schon in diesem Stück: Alexander Moissi, Attila Hörbiger, Walter Reyer und Curd Jürgens ebenso wie in jüngeren Jahren Klaus Maria Brandauer, Gert Voss oder Maximilian Schell.

Den "Jedermann" selbst zu spielen gilt als eine der prestigereichsten Rollen auf deutschsprachigen Bühnen. Das Stück selbst schrieb Hugo von Hoffmannsthal zwischen 1903 und 1911, es basiert auf Lehrstücken zur moralischen Erbauung aus der Zeit des Frühbarock im späten 16. Jahrhundert, die wiederum oft auf mittelalterlichen Mysterientheatern aufbauten.

Das Stück erzählt die Geschichte von einem reichen Mann, der unmoralisch lebt, frisst, säuft und hurt, und schließlich bei einem festlichen Abendessen den Tod trifft. Alle seine vermeintlichen Freunde und seine Buhlschaft kehren ihm den Rücken zu. Nun treten verschiedene allegorische Figuren auf, über die der reiche Mann sein Leben reflektiert. Schließlich begleiten ihn nur seine wenigen guten Taten und sein schwacher Glaube auf seiner Reise zu Gott.

Der Jedermann wurde oft für seine holprigen Reime und seine zweifelhafte literarische Qualität kritisiert, was seinen Erfolg und seine Bedeutung für die Salzburger Festspiele aber in keiner Form schmälert. Die opulenten Kostüme und die große Werktreue in der Tradition klassischer Operninszenierungen stehen im Kontrast zu den sonst sehr experimentierfreudigen Produktionen der Salzburger Festspiele.

Links

http://www.salzburgerfestspiele.at/
Die Salzburger Festspiele

http://de.wikipedia.org/wiki/Salzburger_Festspiele
Salzburger Festspiele auf Wikipedia

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