Ritzerhaus & Ritzerbogen

Der Ritzerbogen ist ein Bogen, der als Passage zwischen Universitätsplatz und Sigmund-Haffner-Gasse dient. Das Ritzerhaus, das er durchbricht, lässt sich urkundlich schon für das Jahr 1249 nachweisen, als es ein gewisser Rudbrecht Aufner kaufte. Das Gebäude ist allerdings deutlich älter. Das Ritzerhaus wird auch als Ritzerbogenhaus oder Haunspergerhaus bezeichnet. Die ersten beiden Namen beziehen sich auf die Familie Rüzen, die das Gebäude um 1647 bewohnte.

Der Stift St. Peter hatte ursprünglich zwei "Zweige", je einen für Männer und einen für Frauen. Die Nonnen wurden Petersfrauen genannt und hatten einen großen Garten etwa dort, wo heute der Universitätsplatz liegt. Im Jahr 1620 gab es schon einen Durchgang vom Ritzerhaus zum Frauengarten; doch im Jahr 1626 wurde er großzügig erweitert - der Campus der Alten Universität (damals allerdings noch eine ganz neue Universität) wurde erbaut, der Garten zu einer Piazza im italienischen Stil umgewandelt. Und das Ritzerhaus wurde durchbrochen, um Fuhrwerken die Passage zu erlauben.

Im Jahr 1653 wurde im Ritzerhaus eine Hauskapelle errichtet. Im Satellitenmodus auf Bing sehen können Sie diese Kapelle übrigens sehen. Angeblich wurde der Bau der Kapelle vom Fürst Erzbischof finanziert, um die Hausherren für den erlittenen Verlust an Wohnfläche durch den Bau des Ritzerbogens zu entschädigen. Heute finden Sie im Ritzerbogen die Buchhandlung Höllrigl, ihrerseits keine neue Einrichtung.

Die Buchhandlung hieß ursprünglich Kerbler und befindet sich hier seit dem Jahr 1492. Damit ist sie die älteste in Österreich und eine der ältesten im deutschsprachigen Raum. Nach 1770 wurde das Ritzerhaus auch als Druckerei genutzt. Nach 1788 wurden hier die literarische und philosophische Zeitschrift "Oberdeutsche Allgemeine Literaturzeitung" und die "Oberdeutsche Staatszeitung" publiziert, und zwar durch dien Jesuiten Lorenz Hübner.

In diesen Zeitschriften regte Hübner, ein persönlicher Freund von Fürst Erzbischof Hieronymus con Colloredo, drastische Reformen der katholischen Kirche an: Die Abschaffung des Zölibats ebenso wie ein aktives Zugehen auf Protestanten. Und all das wohlgemerkt nur 50 Jahre nachdem Fürst Erzbischof Firmian international für Empörung gesorgt hatte, indem er 1732 etwa 20.000 Protestanten aus Salzburg vertrieben hatte. Lorenz Hübners Werkstätte verkaufte auch andere Zeitschriften und so wurde das Ritzerhaus zu einem intellektuellen Zentrum für den süddeutschen Raum, also Bayern, Salzburg und die deutschsprachigen Habsburg-Länder.

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